29/08/2023

Was ist eine traumatische Geburt und wie gehe ich damit um?
Schwangerschaft, Geburt und Mutterschaft – drei Dinge, über die man oft und aus gutem Grund träumt. Wir träumen davon, diesen positiven Test zu bekommen, einen süßen Babybauch zu kriegen, den wir unter fließenden Sommerkleidern zur Schau stellen und schließlich ein wunderschönes Baby zur Welt zu bringen, das wir mit nach Hause nehmen und lieben. Das ist die Geschichte vieler Eltern – aber nicht für alle.
Wie du vielleicht schon weißt, verlaufen viele Aspekte dieses Traumszenarios nicht immer wie geplant. Schwangerschaften verlaufen nicht immer unkompliziert und sind selten ganz einfach. Man hat mit Übelkeit, Gewichtszunahme und eine Vielzahl anderer möglicher Komplikationen zu kämpfen. So schön wir uns das Ganze auch vorgestellt haben, es kann schnell mal passieren, dass der Traum zum Albtraum wird.
Aber was passiert, wenn die Entbindung nicht nur herausfordernd, sondern auch traumatisch ist?
Traumatische Geburten werden nicht so oft besprochen, wie es vielleicht nötig wäre. Im Allgemeinen herrscht die Mentalität vor, dass wir einfach nur dankbar sein sollten, wenn das Baby draußen und gesund ist. Trauma gibt es in vielen Formen, aber im Allgemeinen wird es durch tatsächlichen oder wahrgenommenen Schaden, Risiko oder Ohnmacht definiert und durch die Frage, ob die Erfahrung psychologische Auswirkungen auf dich hat. Wenn wir über ein Geburtstrauma sprechen, geht das wahrscheinlich auch mit der Angst einher, dass dein Kind oder du in Gefahr oder zu Schaden kommen könnten, und daran können wir als Eltern nicht so leicht vorbeikommen.
Was tun nach einer traumatischen Geburt?
Ignoriere es nicht!
Anhaltende aufdringliche Gedanken, Flashbacks und Sorgen, die nicht nachlassen, sind Anzeichen dafür, dass du dich mit dem Trauma auseinandersetzen musst. Es gibt keine „schlechten“ Gedanken oder Gefühle. Unsere Gedanken verraten uns viel über unseren Geisteszustand und es lohnt sich, ihnen Aufmerksamkeit zu schenken.
Frage dich also, wo dein Gehirn stecken bleibt und was du brauchst, um das Erlebnis neu zu definieren oder zu definieren. Wo kannst du etwas Kontrolle über deine Gedanken und deine zukünftigen Erfahrungen erlangen?
Ein Schritt, den viele gebärende Eltern in Betracht ziehen, ist die Durchsicht ihrer Krankenakten. Manche mögen das Gefühl haben, dass dies retraumatisierend sein könnte, aber wenn du dazu bereit bist, kann es auch sehr hilfreich sein, um genau zu verstehen, was passiert ist. Wenn wir ein Trauma erleben, funktioniert unser Gehirn ganz anders und wir erstellen keine lineare Erzählung der Ereignisse. Wir vergessen oft Dinge und fühlen uns verwirrt, wenn wir ihnen folgen.
Das ist natürlich und eine Möglichkeit für unser Gehirn, uns vor beängstigenden Ereignissen zu schützen. Dennoch kann es bei der Bewältigung deiner Gedanken hilfreich sein, sich ein gutes und solides Verständnis darüber zu verschaffen, was passiert ist.
Hilfe bekommen
Wenn wir ein Trauma erleben, gibt es keine Möglichkeit, es loszuwerden, aber im Idealfall möchten wir, dass unser Leben darum herum wächst. Stelle dir einen großen Kreis in deinem Kopf vor, dieser repräsentiert dein gesamtes Leben. Stell dir nun einen kleineren Kreis innerhalb dieses Kreises vor, das ist dein Trauma.
Anfangs wird dieser innere Kreis groß sein und einen Großteil deines Lebens einnehmen. Mit der Zeit möchten wir, dass der innere Kreis schrumpft und der äußere Kreis wächst. Das Trauma besteht immer noch, nimmt aber deutlich weniger Platz ein. Wenn dies nicht mit der Zeit geschieht, wende dich an einen Arzt.
Eine häufige Sorge bei dieser Art von Trauma ist das Gefühl von Wut gegenüber dem eigenen Körper. „Warum hat mein Körper so reagiert, während die Körper meiner Freunde nicht reagierten? Ist mein Körper dafür nicht geschaffen? Ich hätte stärker sein sollen.“ Die Zusammenarbeit mit einem Therapeuten, um diese Gedanken in Frage zu stellen und diese Erfahrung zu normalisieren, kann sehr hilfreich sein.
Suche nach Kontrolle, wo du sie finden kannst
Auch hier gilt: Wir können die Vergangenheit nicht ändern, aber wir können daraus lernen. Wissen ist Macht, sogar traumatisches Wissen.
Fragen und Anregungen, die dir weiterhelfen könnten:
- Was hast du über dich und deinen Körper gelernt?
- Gibt es Vorbereitungen, die du für deine nächste Schwangerschaft treffen möchtest? Wenn ja, welche?
- Kannst du einen Weg finden, dich besser unter Kontrolle zu fühlen und besser auf das Unerwartete vorbereitet zu sein?
Denke schließlich daran, dass die meisten Geburten bis zu einem gewissen Grad traumatisch sind. Wir zerstören im Wesentlichen unseren Körper, um das Leben willkommen zu heißen, und das verläuft nicht immer wie geplant. Egal wie viele Kinder man bekommt, jede Geburt bringt ihre eigenen Herausforderungen und Erfahrungen mit sich. Wie du diese unglaubliche und dennoch äußerst intensive Erfahrung erlebst, ist eine persönliche Angelegenheit und sollte niemals von jemand anderem definiert werden.
Deine Gedanken und Gefühle sind gültig und wichtig. Wenn di oder jemand, den du kennst, Unterstützung im Zusammenhang mit einer traumatischen Geburt, einer postpartalen Depression oder irgendetwas anderem im Zusammenhang mit der Mutterschaft benötigt, wende dich unbedingt an eine entsprechende Hilfsstelle, deine Hebamme oder Frauenarzt kann dir da sicherlich weiterhelfen.